Albert Einsteins Perspektive auf Palästina und die Gründung des Staates Israel: Eine umfassende Analyse seiner Schriften und Äußerungen

Einleitung: Der dialektische Humanist – Zwischen jüdischer Identität und universalistischem Pazifismus

Die Haltung Albert Einsteins zum Zionismus, zu Palästina und zur Gründung des Staates Israel ist ein komplexes und oft missverstandenes Kapitel im Leben des berühmten Physikers. Seine Perspektive lässt sich nicht auf ein einfaches „dafür“ oder „dagegen“ reduzieren; vielmehr stellt sie einen lebenslangen dialektischen Prozess dar, einen intellektuellen und emotionalen Konflikt zwischen zwei seiner tiefsten Überzeugungen: seiner unerschütterlichen Verbundenheit mit dem jüdischen Volk und dessen Streben nach Würde und Sicherheit und seinen ebenso tiefgreifenden universalistischen, sozialistischen und antinationalistischen Prinzipien. Einstein, der sich selbst als Nonkonformist verstand , näherte sich der zionistischen Bewegung aus einer pragmatischen Notwendigkeit heraus, blieb aber gleichzeitig ein ständiger Kritiker und, wie einige Quellen es formulieren, ein „Hindernis für das zionistische Projekt der Kolonisierung“ in seiner politisch-nationalistischen Ausprägung.

Das Verständnis von Einsteins Position erfordert die Anerkennung einer fundamentalen Unterscheidung, die er konsequent über Jahrzehnte hinweg traf: die zwischen einer kulturellen „jüdischen Heimstätte“ und einem politischen „jüdischen Staat“. Diese Unterscheidung war für ihn nicht semantischer Natur, sondern markierte die Grenze zwischen einer Lösung für das jüdische Volk und der Schaffung neuer, gravierender Probleme. Seine gesamte Perspektive auf die Palästina-Frage ist somit ein Mikrokosmos seiner umfassenderen Weltanschauung. Seine tief sitzende Furcht vor dem Nationalismus war keine abstrakte philosophische Haltung, sondern eine direkte Konsequenz seiner Erlebnisse mit dem deutschen Militarismus und dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Als überzeugter Sozialist, Pazifist und Befürworter einer Weltregierung sah er im Modell des Nationalstaates – mit seinen Grenzen, Armeen und seinem Potenzial für Chauvinismus – eine der Hauptursachen für globale Konflikte und menschliches Leid. Als er also eine Lösung für die Verfolgung des jüdischen Volkes in Betracht zog, schreckte er instinktiv vor jenem Modell zurück, das er als grundlegend fehlerhaft erachtete. Seine Haltung zu Palästina war daher keine isolierte Meinung, sondern die konsequente Anwendung seiner Kernprinzipien auf eine der komplexesten politischen Fragen seiner Zeit.

Tabelle 1: Chronologie der Schlüsselaussagen Albert Einsteins zu Palästina und Israel

Die folgende Tabelle bietet einen chronologischen Überblick über die wichtigsten und repräsentativsten Äußerungen Einsteins. Sie dient als Referenzrahmen, um die Entwicklung und Konsistenz seiner Gedanken im Kontext der historischen Ereignisse nachzuvollziehen.

Datum (Date)

Dokumententyp (Document Type)

Empfänger/Forum (Recipient/Forum)

Schlüsselzitat (Original & Übersetzung)

Kernthema (Core Theme)

Quellen-ID (Source ID)

25. Nov. 1929

Brief (Letter)

Chaim Weizmann

"If we are not able to find a way to honest cooperation and honest pacts with the Arabs, then we have learned nothing during our two thousand years of suffering, and deserve the fate which will befall us." (Wenn wir keinen Weg zu ehrlicher Zusammenarbeit und ehrlichen Verträgen mit den Arabern finden, dann haben wir in unseren zweitausend Jahren des Leidens nichts gelernt und verdienen das Schicksal, das uns widerfahren wird.)

Moralische Notwendigkeit der Koexistenz

1932

Rede (Address)

"Addresses on reconstruction in Palestine"

"It has been clearly proclaimed that we are not seeking to create a political society, but that our aim is... a cultural one in the widest sense of the world." (Es wurde klar verkündet, dass wir nicht danach streben, eine politische Gesellschaft zu schaffen, sondern dass unser Ziel... ein kulturelles im weitesten Sinne des Wortes ist.)

Kulturelle Heimstätte statt politischer Gesellschaft

17. Apr. 1938

Rede (Address)

National Labor Committee for Palestine

"I should much rather see reasonable agreement with the Arabs on the basis of living together in peace than the creation of a Jewish state." (Ich würde viel lieber eine vernünftige Einigung mit den Arabern auf der Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens sehen als die Schaffung eines jüdischen Staates.)

Ablehnung eines jüdischen Staates zugunsten einer binationalen Lösung

17. Apr. 1938

Rede (Address)

National Labor Committee for Palestine

"My awareness of the essential nature of Judaism resists the idea of a Jewish state with borders, an army, and a measure of temporal power... I am afraid of the inner damage Judaism will sustain." (Mein Bewusstsein für das Wesen des Judentums widersetzt sich der Idee eines jüdischen Staates mit Grenzen, einer Armee und einem Maß an weltlicher Macht... Ich fürchte den inneren Schaden, den das Judentum erleiden wird.)

Furcht vor innerem Schaden durch Nationalismus

13. Nov. 1942

Brief (Letter)

Prof. Chaim Tchernowitz

"I have always been a supporter of an honest understanding policy with the Arabs... I have generally looked upon the Zionist politics with great uneasiness when it comes to this point." (Ich war immer ein Befürworter einer ehrlichen Verständigungspolitik mit den Arabern... Ich habe die zionistische Politik in diesem Punkt generell mit großem Unbehagen betrachtet.)

Unterstützung für Verständigung mit Arabern; Unbehagen über zionistische Politik

11. Jan. 1946

Zeugenaussage (Testimony)

Anglo-American Committee of Inquiry

"I was never in favor of a state." (Ich war niemals für einen Staat.)

Eindeutige Ablehnung eines politischen Staates

21. Jan. 1946

Brief (Letter)

Henry J. Factor

"I am in favor of Palestine being developed as a Jewish Homeland but not as a separate State... What we can and should ask is a secured bi-national status in Palestine with free immigration." (Ich bin dafür, dass Palästina als jüdische Heimstätte entwickelt wird, aber nicht als separater Staat... Was wir fordern können und sollten, ist ein gesicherter binationaler Status in Palästina mit freier Einwanderung.)

Unterscheidung zwischen Heimstätte und Staat; Forderung nach binationalem Status

10. Apr. 1948

Brief (Letter)

Shepard Rifkin (American Friends of the Fighters for the Freedom of Israel)

"When a real and final catastrophe should befall us in Palestine the first responsible for it would be the British and the second responsible for it the Terrorist organizations build [sic] up from our own ranks. I am not willing to see anybody associated with those misled and criminal people." (Wenn uns in Palästina eine wirkliche und endgültige Katastrophe widerfahren sollte, wären die ersten Verantwortlichen dafür die Briten und die zweiten die aus unseren eigenen Reihen aufgebauten Terrororganisationen. Ich bin nicht bereit, mit diesen irregeführten und kriminellen Menschen in Verbindung gebracht zu werden.)

Verurteilung jüdischer paramilitärischer Gruppen

2. Dez. 1948

Offener Brief (Open Letter)

The New York Times

"...the 'Freedom Party' (Tnuat Haherut), a political party closely akin in its organization, methods, political philosophy and social appeal to the Nazi and Fascist parties." (...die „Freiheitspartei“ (Tnuat Haherut), eine politische Partei, die in ihrer Organisation, ihren Methoden, ihrer politischen Philosophie und ihrer sozialen Anziehungskraft den Nazi- und faschistischen Parteien sehr ähnlich ist.)

Scharfe Verurteilung der Cherut-Partei als faschistisch

1949

Brief (Letter)

Hebräische Universität Jerusalem

"...the fulfillment of our dreams", but regrets that "we were compelled by the adversities of our situation to assert our rights through force of arms; it was the only way to avert complete annihilation." (...die Erfüllung unserer Träume“, bedauert aber, dass „wir durch die Widrigkeiten unserer Lage gezwungen waren, unsere Rechte mit Waffengewalt durchzusetzen; es war der einzige Weg, die vollständige Vernichtung abzuwenden.)

Pragmatische Akzeptanz des Staates als Notwendigkeit zur Abwendung der Vernichtung

21. Nov. 1952

Brief (Letter)

Azriel Carlebach

In dem Schreiben scheinen neben pragmatischen Gründen auch politische Bedenken durch. Einstein ist besorgt über die Gewalt, die die Gründung des Staates Israel begleitete, und fürchtet die ungelösten Konflikte mit den arabischen Staaten.

Implizite politische Gründe für die Ablehnung der Präsidentschaft

April 1955

Redeentwurf (Draft Speech)

Israel Independence Day

"It is anomalous that world opinion should only criticize Israel's response to hostility and should not actively seek to bring an end to the Arab hostility which is the root cause of the tension." (Es ist anomal, dass die Weltmeinung nur Israels Reaktion auf die Feindseligkeit kritisieren und nicht aktiv versuchen sollte, die arabische Feindseligkeit zu beenden, welche die eigentliche Ursache der Spannungen ist.)

Verteidigung Israels gegen einseitige Kritik; Identifizierung der arabischen Feindseligkeit als Ursache

Kapitel 1: Die Genese eines „kulturellen Zionisten“

Albert Einsteins Engagement für die zionistische Sache war keine ideologische Bekehrung, sondern eine pragmatische und zutiefst persönliche Reaktion auf die historischen Umstände seiner Zeit. Seine Unterstützung war von Anfang an qualifiziert und basierte auf einer spezifischen Interpretation des Zionismus, die sich grundlegend von den Zielen der vorherrschenden politischen Strömungen unterschied.

1.1. Die Anziehungskraft des Zionismus als Reaktion auf den Antisemitismus

Einsteins Hinwendung zum Zionismus war untrennbar mit seinen Erfahrungen mit dem wachsenden Antisemitismus im Deutschland der 1920er Jahre verbunden. Er selbst schrieb, dass die „Flut des deutschen Antisemitismus am Ende des Ersten Weltkriegs“ nicht nur seine „jüdisch-nationalen Gefühle geweckt“ habe, sondern auch sein „Hauptmotiv für den Eintritt in die zionistische Bewegung“ gewesen sei. Als seine Relativitätstheorie als „jüdische Wissenschaft“ angegriffen wurde, erlebte er am eigenen Leib die Irrationalität des Hasses. Der Zionismus erschien ihm daher als ein notwendiges und gerechtes Unterfangen, um eine „offenkundige Ungerechtigkeit zu korrigieren“. Er sah darin ein Mittel, um den verfolgten Juden Europas, insbesondere den Ostjuden, denen er sich tief verbunden fühlte, eine menschenwürdige Existenz und einen Zufluchtsort zu ermöglichen.

Diese Haltung brachte ihn in eine paradoxe Position, die er offen anerkannte. In einem Gespräch mit dem zionistischen Werber Kurt Blumenfeld im Jahr 1919 bemerkte er: „Ich bin als Mensch ein Gegner des Nationalismus. Aber als Jude bin ich heute ein Anhänger der jüdisch-zionistischen Bestrebungen“. Diese Aussage ist der Schlüssel zu seinem gesamten Engagement: Er unterstützte die „zionistische Sache“ als eine notwendige Antwort auf die Verfolgung, während er gleichzeitig den Nationalismus als politische Ideologie ablehnte.

1.2. Die fundamentale Unterscheidung: „Jüdische Heimstätte“ versus „Jüdischer Staat“

Der Kern von Einsteins zionistischer Vision war die konsequente und unmissverständliche Unterscheidung zwischen einer „jüdischen Heimstätte“ (Jewish Homeland) und einem „jüdischen Staat“ (Jewish State). Diese Differenzierung durchzieht seine Schriften und öffentlichen Äußerungen über drei Jahrzehnte. In einem Brief vom Januar 1946 formulierte er es prägnant: „Ich bin dafür, dass Palästina als jüdische Heimstätte entwickelt wird, aber nicht als separater Staat“.

Für Einstein war die „Heimstätte“ ein primär kulturelles und spirituelles Konzept. Er stellte sie sich als ein Zentrum vor, in dem die jüdische Kultur, Ethik und das intellektuelle Leben frei aufblühen könnten. In einer Rede von 1932 beschrieb er das Ziel als „ein kulturelles im weitesten Sinne des Wortes“, ein „geistiges Zentrum für die Juden der ganzen Welt“. Dieses Zentrum sollte durch die Gründung von Institutionen wie der Hebräischen Universität in Jerusalem, deren Mitbegründer er war und deren Eröffnungsvorlesung er 1923 hielt, verwirklicht werden. Es ging ihm um die Schaffung eines Ortes, an dem das jüdische Volk seine „eigene nationale Kultur“ errichten und einen Beitrag zum „geistigen Leben der Welt auf einer freieren Basis als je zuvor“ leisten könnte.

Im scharfen Gegensatz dazu stand seine Ablehnung eines politischen Staates. Er wehrte sich gegen die Idee einer „politischen Gesellschaft“ und einer souveränen Entität mit den klassischen Attributen der Staatlichkeit: „Grenzen, eine Armee und ein Maß an weltlicher Macht, wie bescheiden auch immer“. Für Einstein war die Unterscheidung zwischen „Heimstätte“ und „Staat“ nicht nur semantisch; sie markierte die Grenze zwischen einer konstruktiven Lösung und der Schaffung eines neuen, potenziell zerstörerischen Problems. Die „Heimstätte“ sollte das Problem der jüdischen kulturellen Obdachlosigkeit und Verfolgung lösen. Der „Staat“ hingegen drohte, neue Probleme zu schaffen: Nationalismus, Militarismus und einen unvermeidlichen Konflikt mit der arabischen Bevölkerung.

1.3. Das Wesen des Judentums: Eine spirituelle Gemeinschaft, kein politischer Nationalismus

Einsteins Ablehnung des jüdischen Staates war nicht nur politisch oder pragmatisch, sondern tief in seiner philosophischen und ethischen Auffassung vom Wesen des Judentums verwurzelt. Er argumentierte, dass die politische Staatlichkeit dem Kern der jüdischen Tradition widerspreche. In einer Rede von 1938 erklärte er: „Mein Bewusstsein für das Wesen des Judentums widersetzt sich der Idee eines jüdischen Staates“. Er fürchtete den „inneren Schaden, den das Judentum erleiden wird – insbesondere durch die Entwicklung eines engen Nationalismus in unseren eigenen Reihen, gegen den wir schon jetzt, auch ohne einen jüdischen Staat, stark kämpfen müssen“.

Er sah in der zweitausendjährigen Geschichte der Diaspora nicht nur Leid, sondern auch eine Stärke. In einem Brief von 1936 schrieb er, dass die „einzigartige Beständigkeit der jüdischen Gemeinschaft zu einem großen Teil auf unserer geografischen Zerstreuung beruht und auf der Tatsache, dass wir folglich keine Machtinstrumente besitzen, die es uns erlauben würden, aus nationalem Fanatismus große Dummheiten zu begehen“. Eine Rückkehr zu einer Nation im politischen Sinne wäre für ihn gleichbedeutend mit einer „Abkehr von der Vergeistigung unserer Gemeinschaft, die wir dem Genie unserer Propheten verdanken“. Der politische Staat war für ihn somit eine Art Heilmittel, das drohte, schlimmer zu sein als die Krankheit selbst – ein Tausch von äußerer Verfolgung gegen die Gefahr eines inneren moralischen Verfalls.

Kapitel 2: Das Ideal des binationalen Staates und der arabisch-jüdischen Koexistenz

Einsteins Vision für Palästina war nicht nur eine Ablehnung des Nationalstaates, sondern ein positives und konstruktives Plädoyer für eine binationale Zukunft. Dieses Ideal basierte auf einer einzigartigen Synthese aus jüdischer Ethik, sozialistischen Überzeugungen und einer scharfen antiimperialistischen Analyse der politischen Realitäten.

2.1. Die moralische Notwendigkeit der Zusammenarbeit

Für Einstein war die friedliche Koexistenz mit dem arabischen Volk keine bloße strategische Notwendigkeit, sondern ein moralischer Imperativ, der sich direkt aus der jüdischen Leidensgeschichte ableitete. Seine berühmteste Formulierung dieses Gedankens findet sich in einem Brief an den zionistischen Führer Chaim Weizmann vom 25. November 1929, geschrieben im Nachgang zu den gewaltsamen Unruhen in Palästina: „Wenn wir keinen Weg zu ehrlicher Zusammenarbeit und ehrlichen Verträgen mit den Arabern finden, dann haben wir in unseren zweitausend Jahren des Leidens nichts gelernt und verdienen das Schicksal, das uns widerfahren wird“.

Diese Aussage offenbart den Kern seiner ethischen Argumentation: Die jüdische Erfahrung von Verfolgung und Leid sollte zu Empathie und Gerechtigkeit gegenüber anderen führen, nicht zu dem Wunsch, selbst zu dominieren. Er mahnte die Juden, zu zeigen, dass ihre „eigene Leidensgeschichte uns genügend Verständnis und psychologische Einsicht gegeben hat, um zu wissen, wie wir mit diesem Problem umgehen müssen“, und sich vor „blindem Chauvinismus jeder Art“ zu hüten. Eine friedliche Koexistenz mit den Arabern sah er als unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg des zionistischen Projekts. Der Zionismus würde für ihn scheitern, wenn er zur „Beherrschung des Arabers durch den Juden in Palästina“ führen würde.

2.2. Kritik an der britischen Mandatspolitik des „Divide et Impera“

Einstein war sich der realen Spannungen zwischen Juden und Arabern bewusst, sah deren Ursachen aber nicht primär in einer unüberbrückbaren Feindschaft zwischen den beiden Völkern. Stattdessen identifizierte er die britische Mandatsmacht als einen entscheidenden Faktor, der die Konflikte bewusst schürte. In seiner Zeugenaussage vor der Anglo-Amerikanischen Untersuchungskommission 1946 erklärte er, die Schwierigkeiten seien „künstlich geschaffen, und zwar von den Engländern“. Er verglich die Situation in Palästina mit der in Indien und beschrieb sie als ein „kleines Modell“ britischer Kolonialherrschaft, bei der versucht werde, das Volk mit Hilfe einiger weniger Beamter zu dominieren.

Er warf den Briten vor, dem „berüchtigten Mittel des Divide et Impera“ (Teile und herrsche) zu folgen. Ihr Ziel sei es, „Zwietracht unter den beherrschten Völkern zu schaffen, damit sie sich nicht vereinigen, um das ihnen auferlegte Joch abzuschütteln“. Aus dieser antiimperialistischen Analyse zog er den Schluss, dass eine direkte Verständigung zwischen Juden und Arabern nicht nur moralisch geboten, sondern auch eine strategische Notwendigkeit war, um die britische Manipulation zu umgehen und eine echte, selbstbestimmte Lösung zu finden. Er plädierte daher dafür, das Problem „vorzugsweise ohne englische Führung“ zu lösen.

2.3. Konkrete Vorschläge für eine binationale Symbiose

Einsteins Ideal eines binationalen Staates war keine vage Utopie, sondern mit konkreten Vorstellungen verbunden. Er forderte wiederholt einen „gesicherten binationalen Status in Palästina mit freier Einwanderung“. Er war überzeugt, dass ein getrenntes Nebeneinander zwangsläufig zu gefährlichen Spannungen führen würde. Stattdessen plädierte er für eine „echte Symbiose“ zwischen Juden und Arabern.

Diese Symbiose sollte sich in der Schaffung von „ständig funktionierenden, gemischten administrativen, wirtschaftlichen und sozialen Organisationen“ manifestieren. Er unterstützte die Ideen von Persönlichkeiten wie dem Pazifisten und Rabbiner Judah Magnes, der eine politische Partei zur Förderung eines binationalen Palästinas gegründet hatte, in dem Juden und Araber gleiche Rechte teilen sollten. In einem Brief von 1929 ging Einstein sogar so weit vorzuschlagen, dass „alle jüdischen Kinder verpflichtet werden sollten, Arabisch zu lernen“ – ein bemerkenswert weitsichtiger und praktischer Vorschlag zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses. Sein Ziel war ein Land, in dem Juden und Araber „Seite an Seite in Frieden und Harmonie in einem gemeinsamen Land leben“ könnten.

Kapitel 3: Öffentliche Interventionen und entscheidende Wegmarken

Als eine der prominentesten jüdischen Persönlichkeiten seiner Zeit nutzte Albert Einstein seine globale Bekanntheit wiederholt, um in die Debatte um die Zukunft Palästinas einzugreifen. Seine öffentlichen Äußerungen an entscheidenden historischen Wendepunkten – vor der Anglo-Amerikanischen Untersuchungskommission, im Kontext des UN-Teilungsplans und in seiner scharfen Verurteilung des revisionistischen Zionismus – zeichnen ein klares Bild seiner prinzipienfesten Haltung.

3.1. Die Aussage vor der Anglo-Amerikanischen Untersuchungskommission (1946)

Im Januar 1946 trat Einstein als Zeuge vor die Anglo-Amerikanische Untersuchungskommission, die zur Lösung der Palästina-Frage eingesetzt worden war. Seine Aussage war ein Höhepunkt seiner öffentlichen Opposition gegen die Idee eines jüdischen Staates. Auf die Frage nach seiner Haltung zum politischen Zionismus antwortete er unmissverständlich und kategorisch: „Ich war niemals für einen Staat“.

Er untermauerte seine Position mit einem pragmatischen und ethischen Argument, das er als eine Frage des „einfachen Menschenverstandes“ bezeichnete: „Wir können nicht verlangen, die politische Herrschaft über Palästina zu erhalten, wo zwei Drittel der Bevölkerung nicht jüdisch sind“. Stattdessen wiederholte er seine Forderung nach einem „gesicherten binationalen Status“. Er zeigte sich zutiefst besorgt über die „unnachgiebige Haltung“ der politischen Zionisten, die seiner Meinung nach „unserer Sache nur schaden“ könne. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, um erneut die britische Mandatspolitik anzuprangern, die er für die künstliche Erzeugung von Konflikten verantwortlich machte. Seinem Misstrauen gegenüber solchen politischen Gremien verlieh er Ausdruck, indem er die Kommission als einen „Rauchvorhang“ bezeichnete, der guten Willen zeigen solle, ohne dass die Absicht bestehe, den gegebenen Ratschlägen zu folgen.

3.2. Ablehnung des UN-Teilungsplans (1947)

Als die Vereinten Nationen 1947 den Plan zur Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorlegten, positionierte sich Einstein öffentlich dagegen. Diese Haltung war die logische Konsequenz seiner jahrelangen Warnungen. Bereits 1938 hatte er in einer Rede erklärt: „Ich würde viel lieber eine vernünftige Einigung mit den Arabern auf der Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens sehen als die Schaffung eines jüdischen Staates“. Er befürchtete, dass die Teilung und die Gründung eines Staates unweigerlich zu jenem „engen Nationalismus“ führen würden, den er so sehr fürchtete.

Es ist jedoch entscheidend, diese prinzipielle Ablehnung des Teilungsplans von seiner Haltung gegenüber den Juden in Palästina zu unterscheiden. Einstein war kein weltfremder Idealist, der die Notlage seiner Glaubensbrüder ignorierte. In einem Brief aus dem Jahr 1947, der während einer Spendenaktion für die Hagana verlesen wurde, zeigte sich seine pragmatische Seite. Er warnte davor, auf die Großmächte oder die UN zu warten: „Wenn wir warten, bis die Großmächte und die Vereinten Nationen ihre Verpflichtungen uns gegenüber erfüllen, dann werden unsere palästinensischen Brüder [d.h. die Juden in Palästina] unter der Erde sein, bevor dies geschieht“. Diese Äußerung offenbart die Spannung zwischen seinem Ideal einer binationalen Lösung und seiner realistischen Einschätzung der unmittelbaren Gefahr, die eine passive Haltung bedeutet hätte.

3.3. Der offene Brief von 1948: Anklage gegen die Cherut-Partei und den Revisionismus

Die vielleicht schärfste und dramatischste politische Intervention Einsteins erfolgte im Dezember 1948, wenige Monate nach der Staatsgründung Israels. Gemeinsam mit anderen jüdischen Intellektuellen, darunter Hannah Arendt und Sidney Hook, unterzeichnete er einen offenen Brief an die New York Times, der anlässlich eines Besuchs von Menachem Begin in den USA veröffentlicht wurde.

Der Brief ist eine vernichtende Anklage gegen Begins Cherut-Partei (Freiheitspartei), die aus der paramilitärischen Untergrundorganisation Irgun Zvai Leumi hervorgegangen war. Die Unterzeichner bezeichneten die Cherut als „eine politische Partei, die in ihrer Organisation, ihren Methoden, ihrer politischen Philosophie und ihrer sozialen Anziehungskraft den Nazi- und faschistischen Parteien sehr ähnlich ist“. Diese Wortwahl war für Einstein, der vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen war, von größtmöglichem Gewicht.

Der Brief argumentierte, dass die wahren Absichten der Partei nicht in ihren öffentlichen Bekundungen, sondern in ihren Taten zu finden seien. Als „schockierendes Beispiel“ wurde das Massaker im arabischen Dorf Deir Yassin vom April 1948 angeführt, bei dem Irgun-Kämpfer etwa 240 Männer, Frauen und Kinder ermordeten. Die Autoren betonten, dass die „Terroristen, weit davon entfernt, sich für ihre Tat zu schämen, stolz auf dieses Massaker waren“. Der Brief warf der Partei vor, eine Mischung aus „Ultranationalismus, religiöser Mystik und Rassenüberlegenheit“ zu predigen und einen „Führerstaat“ als Ziel zu haben.

Diese Intervention war die dramatische Kulmination von Einsteins tiefsten Befürchtungen. Der „innere Schaden“ und der „enge Nationalismus“, vor denen er jahrzehntelang gewarnt hatte, waren in seinen Augen in einer politischen Bewegung Gestalt geworden, die er mit dem Faschismus gleichsetzte, den er in Europa erlebt hatte. Seine Opposition war nicht länger theoretisch; sie war eine direkte, öffentliche Konfrontation mit einer politischen Realität, die er als moralische Katastrophe für das Judentum und den neuen Staat ansah. Er fühlte sich verpflichtet, seinen Namen und seinen Einfluss zu nutzen, um die Welt, und insbesondere die amerikanischen Juden, davor zu warnen, diese „jüngste Manifestation des Faschismus“ zu unterstützen.

Kapitel 4: Pragmatismus und Resignation nach 1948 – Die Akzeptanz eines Fait Accompli

Mit der Ausrufung des Staates Israel am 14. Mai 1948 und dem unmittelbar folgenden Unabhängigkeitskrieg wurde Albert Einstein mit einer neuen, unumkehrbaren Realität konfrontiert. Seine Reaktion auf dieses Fait Accompli war von einer Mischung aus pragmatischer Akzeptanz, tiefem Bedauern und einer differenzierten Unterstützung geprägt, die sich stets an seinen pazifistischen und ethischen Grundsätzen orientierte.

4.1. Anerkennung der Notwendigkeit, aber mit Bedauern

Nachdem der Staat Israel Realität geworden war, passte Einstein seine Haltung den Gegebenheiten an, ohne seine grundsätzlichen Bedenken aufzugeben. Einem Freund gegenüber soll er geäußert haben, dass er die Idee eines Staates nie für gut gehalten habe, aber „jetzt, da er existierte, gab es kein Zurück mehr. ‚Man muss es durchfechten‘“. Diese Aussage spiegelt eine resignierte, aber realpolitische Haltung wider.

Die Ambivalenz seiner Gefühle kommt am deutlichsten in einem Brief an die Hebräische Universität aus dem Jahr 1949 zum Ausdruck. Einerseits bezeichnete er die Staatsgründung als die „Erfüllung unserer Träume“. Andererseits fügte er im selben Satz sein tiefes Bedauern hinzu, dass „wir durch die Widrigkeiten unserer Lage gezwungen waren, unsere Rechte mit Waffengewalt durchzusetzen; es war der einzige Weg, die vollständige Vernichtung abzuwenden“. Dieser Satz fasst seine Zerrissenheit perfekt zusammen: die Freude über die Rettung des jüdischen Volkes und das Leid über die Mittel, die zu dieser Rettung notwendig geworden waren. Er akzeptierte die Existenz Israels nicht, weil er seine Meinung über den Nationalismus geändert hatte, sondern weil die Alternative die Vernichtung der jüdischen Gemeinschaft in Palästina gewesen wäre.

4.2. Unterstützung der Verteidigung bei gleichzeitiger Verurteilung des Extremismus

Einsteins Haltung nach 1948 lässt sich am besten durch das Prisma seines Konzepts des „überzeugten, aber nicht absoluten Pazifisten“ verstehen. Er lehnte Gewalt als Mittel zur Lösung internationaler Konflikte prinzipiell ab, hielt es aber für unvernünftig, bedingungslos an diesem Prinzip festzuhalten. Die Ausnahme war für ihn die Konfrontation mit einem „Feind, der bedingungslos darauf aus ist, mich und mein Volk zu vernichten“. Der arabisch-israelische Krieg von 1948 stellte für ihn genau ein solches Szenario einer existenziellen Bedrohung dar.

Diese differenzierte Haltung manifestierte sich in seinen Handlungen. Einerseits unterstützte er die Verteidigungsanstrengungen der jüdischen Gemeinschaft. Im Frühjahr 1948 verfasste er einen Brief, der bei einer Auktion zugunsten der Hagana, der wichtigsten zionistischen paramilitärischen Organisation, versteigert wurde, um Geld für deren Bemühungen zu sammeln. Andererseits zog er eine scharfe Trennlinie zum extremistischen Flügel des Zionismus. Nur einen Tag nach dem Massaker von Deir Yassin, am 10. April 1948, lehnte er in einem scharf formulierten Brief eine Bitte um Unterstützung für die Stern-Gruppe (Lechi) ab. Er bezeichnete deren Mitglieder als „Terrororganisationen“ und „irregeführte und kriminelle Menschen“ und machte sie mitverantwortlich für eine drohende „endgültige Katastrophe“ in Palästina.

Diese beiden Handlungen, die zeitlich so nah beieinander lagen, offenbaren seine präzise Unterscheidung: Er war bereit, das zu unterstützen, was er als notwendige Selbstverteidigung gegen eine Vernichtungsdrohung ansah (repräsentiert durch die Hagana). Gleichzeitig verurteilte er aufs Schärfste, was er als aggressiven, chauvinistischen und terroristischen Nationalismus betrachtete (repräsentiert durch Irgun und die Stern-Gruppe). Seine Unterstützung galt dem Überleben der Menschen, nicht der Ideologie des Staates, den sie gründeten.

Kapitel 5: Die Ablehnung der Präsidentschaft (1952) – Eine Geste von prinzipieller Bedeutung

Nach dem Tod des ersten israelischen Präsidenten, Chaim Weizmann, im November 1952, wurde Albert Einstein eine Ehre zuteil, die die tiefe Verehrung des jüdischen Volkes für ihn widerspiegelte: Premierminister David Ben-Gurion bot ihm das Amt des zweiten Präsidenten Israels an. Einsteins Ablehnung dieses Angebots war mehr als eine persönliche Entscheidung; sie war eine Geste von tiefgreifender politischer und prinzipieller Bedeutung und der vielleicht deutlichste Ausdruck seiner Rolle als „kritischer Freund“ des neuen Staates.

5.1. Die offiziellen Gründe: Alter und mangelnde Eignung

In seinem offiziellen Antwortschreiben formulierte Einstein seine Ablehnung mit großer Demut und Respekt. Er sei „tief bewegt von dem Angebot unseres Staates Israel und zugleich traurig und beschämt, dass ich es nicht annehmen kann“. Als Hauptgründe führte er persönliche Unzulänglichkeiten an. Sein ganzes Leben lang habe er sich mit „objektiven Dingen“ befasst und ihm fehle daher „sowohl die natürliche Begabung als auch die Erfahrung, um mit Menschen richtig umzugehen und offizielle Funktionen auszuüben“. Er fügte hinzu, dass auch sein fortgeschrittenes Alter seine Kräfte zunehmend schwäche. Er schloss mit der Betonung, dass seine „Beziehung zum jüdischen Volk“ zu seiner „stärksten menschlichen Bindung“ geworden sei, seit er sich der „prekären Lage unter den Völkern der Welt“ voll bewusst geworden sei.

5.2. Die impliziten politischen Bedenken: Furcht vor moralischen Konflikten

Hinter den höflichen und bescheidenen offiziellen Gründen verbargen sich jedoch tiefere politische Bedenken, die in anderen Äußerungen und Analysen deutlich werden. Einstein war besorgt über die „Gewalt, die die Gründung des Staates Israel begleitete“ und die „ungelösten Konflikte mit den arabischen Staaten“. Er soll privat geäußert haben, er habe das Amt abgelehnt, weil „ich dem israelischen Volk Dinge sagen müsste, die es nicht gerne hören würde“.

Der entscheidende politische Grund für seine Ablehnung war die Furcht vor einem unlösbaren moralischen Dilemma. In einem Brief an den Journalisten Azriel Carlebach erläuterte er seine Sorge vor einer „angespannten Situation“, die entstehen würde, wenn die Regierung oder das Parlament Entscheidungen träfen, die ihn „in einen moralischen Konflikt bringen könnten“. Die Annahme der Präsidentschaft, einer zwar weitgehend zeremoniellen, aber hochsymbolischen Rolle , hätte eine implizite Billigung der Politik und der politischen Struktur des Staates bedeutet – einer Struktur, die er jahrzehntelang kritisiert hatte. Er wusste, dass seine Grundprinzipien – Pazifismus, Antinationalismus und sein Ideal einer binationalen Koexistenz – im Widerspruch zur Realität des israelischen Staates und seiner Politik standen.

Er sah einen unvermeidlichen Konflikt voraus, in dem er entweder gezwungen gewesen wäre, zu schweigen und damit sein Gewissen zu verletzen, oder seine Meinung zu äußern und damit eine Verfassungskrise auszulösen. Die Ablehnung der Präsidentschaft war daher kein Akt der Zurückhaltung, sondern eine tiefgründige politische Entscheidung. Sie ermöglichte es ihm, seine intellektuelle und moralische Unabhängigkeit zu bewahren und die Rolle des Kritikers von außen beizubehalten – eine Rolle, die er offensichtlich höher schätzte als jeden Ehrentitel.

Schlussfolgerung: Die ungehaltene Rede und Einsteins bleibendes Vermächtnis

Albert Einsteins Auseinandersetzung mit Palästina und Israel endete erst mit seinem Tod im April 1955. Sein letztes politisches Testament, ein Redeentwurf, an dem er in seinen letzten Tagen arbeitete, fasst die Komplexität seiner Haltung auf eindrucksvolle Weise zusammen und unterstreicht sein Vermächtnis als kritischer, aber zutiefst engagierter Beobachter.

6.1. Das letzte Testament: Einsteins Entwurf für den Unabhängigkeitstag 1955

Kurz vor seinem Tod arbeitete Einstein an einer Rede, die landesweit im amerikanischen Fernsehen zum siebten Unabhängigkeitstag Israels ausgestrahlt werden sollte. Obwohl er die Rede nie halten konnte, ist der erhaltene Entwurf eine perfekte Synthese seiner endgültigen Position.

Einerseits bekräftigt der Text die Legitimität und moralische Bedeutung des Staates Israel. Er beschreibt dessen Gründung als einen Akt, der „das Gewissen dieser Generation aktiv beschäftigt“ und dazu bestimmt war, ein „Schutzort für ein gemartertes Volk“ zu sein. Andererseits nimmt er Israel energisch gegen äußere Bedrohungen in Schutz und kritisiert die internationale Gemeinschaft für ihre einseitige Sichtweise. In einer Passage, die seine pragmatische Unterstützung für den Staat unterstreicht, heißt es: „Es ist anomal, dass die Weltmeinung nur Israels Reaktion auf die Feindseligkeit kritisieren und nicht aktiv versuchen sollte, die arabische Feindseligkeit zu beenden, welche die eigentliche Ursache der Spannungen ist“.

Gleichzeitig übt der Entwurf scharfe Kritik an der Politik der Großmächte im Nahen Osten. Er verurteilt deren „einseitige Militärpakte und Waffenabkommen“, die lokale Ungleichgewichte schaffen, und fordert stattdessen eine Politik, die von „Bemühungen um die Sicherung des Friedens in Israel und mit seinen Nachbarn“ dominiert wird. Die Rede ist somit ein eindrucksvolles Dokument, das Solidarität mit der Sicherheit Israels mit einer fundamentalen Kritik an der militarisierten Geopolitik und einem unerschütterlichen Plädoyer für den Frieden verbindet.

6.2. Synthese: Ein „nonkonformistischer Zionist“ und „kritischer Freund“

Die Analyse von Albert Einsteins umfangreichen Äußerungen zeigt, dass Versuche, ihn als einfachen „Zionisten“ oder „Antizionisten“ zu etikettieren, seiner differenzierten und sich entwickelnden Haltung nicht gerecht werden. Er war eine Figur voller Widersprüche, die jedoch aus einem konsistenten ethischen Kern erwuchsen.

Bis zu seinem Lebensende blieb er ein „nonkonformistischer Zionist“ und ein „kultureller Zionist“. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter der Würde und Sicherheit des jüdischen Volkes und unterstützte daher pragmatisch die Verteidigung der Menschen im Staat Israel, als deren Überleben auf dem Spiel stand. Seine Identifikation mit dem jüdischen Schicksal war eine seiner stärksten menschlichen Bindungen.

Gleichzeitig war er jedoch ein unerbittlicher Kritiker der politischen Form, die der Staat annahm, seiner nationalistischen Tendenzen und seines Versäumnisses, eine friedliche Symbiose mit dem arabischen Volk zu erreichen. Sein Ideal war und blieb ein binationales Gemeinwesen, das auf Gleichheit, Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt beruht. Die Gründung eines Staates mit Armee und Grenzen sah er als eine tragische Notwendigkeit, die dem spirituellen Wesen des Judentums widersprach und die Gefahr des „inneren Schadens“ durch einen „engen Nationalismus“ in sich trug.

Albert Einsteins Vermächtnis in dieser Frage ist das eines „kritischen Freundes“. Er war ein Mahner, dessen Warnungen vor den Gefahren des Nationalismus und dessen ethischer Appell für eine Verständigung mit den arabischen Nachbarn aus einer tiefen Sorge um die Seele des jüdischen Volkes und die Zukunft Israels kamen. Seine Perspektive, die zwischen der Anerkennung der Notwendigkeit und dem Festhalten am Ideal schwankte, bleibt eine tiefgründige und bis heute relevante Auseinandersetzung mit den moralischen und politischen Dilemmata, die mit der Gründung des Staates Israel verbunden sind.

Quellenangaben

1. relativ jüdisch.Albert Einstein – Jude, Zionist, Nonkonformist - - Centrum Judaicum, https://centrumjudaicum.de/portfolio/relativ-juedisch-albert-einstein-jude-zionist-nonkonformist/ 2. Political views of Albert Einstein - Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/Political_views_of_Albert_Einstein 3. Einstein On Israel And Zionism - Reviewed by Bruce Katz - Baraka ..., https://www.barakabooks.com/einstein-on-israel-and-zionism-reviewed-by-bruce-katz/ 4. Einstein's Political Views | American Museum of Natural History, https://www.amnh.org/exhibitions/einstein/global-citizen 5. Einstein opposed Zionist colonization in Palestine and predicted the current catastrophe, https://canadiandimension.com/articles/view/einstein-opposed-zionist-colonization-in-palestine-and-predicted-the-current-catastrophe 6. Einstein Opposed Zionist Colonization in Palestine and Predicted the Current Catastrophe, https://www.counterpunch.org/2024/11/01/einstein-opposed-zionist-colonization-in-palestine-and-predicted-the-current-catastrophe/ 7. Einstein on Zionism: He is for a Jewish Homeland, But Not a Separate State, https://www.shapell.org/manuscript/einstein-zionist-views-in-1946/ 8. Albert Einstein, On Jews in Palestine (1936-1949) - Panarchy.org, http://www.panarchy.org/einstein/palestine.html 9. History Channel removes tendentious wording about Einstein and Israel - JNS.org, https://www.jns.org/history-channel-removes-tendentious-wording-about-einstein-and-israel/ 10. Sample text for Einstein on Israel and Zionism : his provocative ideas about the Middle East / Fred Jerome. - Library of Congress, https://catdir.loc.gov/catdir/enhancements/fy0913/2009007175-s.html 11. Albert Einstein's Letter on Zionism and Palestine, April 1948 : r/RareHistoricalPhotos, https://www.reddit.com/r/RareHistoricalPhotos/comments/1ir0318/albert_einsteins_letter_on_zionism_and_palestine/ 12. - YouTube, https://www.youtube.com/post/Ugkx_O3iqj9ex7su6WOMNHGR3_FdzJ0EbfkX 13. Albert Einstein on Jewish-Arab Politics - Shapell Manuscript Foundation, https://www.shapell.org/manuscript/einstein-on-jewish-and-arab-politics-in-1942/ 14. Weizmann, Chaim - Albert Einstein, https://einstein-website.de/weizmann-chaim/ 15. Einstein Warns Against Partition As Leading to "narrow Nationalism", https://www.jta.org/archive/einstein-warns-against-partition-as-leading-to-narrow-nationalism 16. Fast ein Präsident | Jüdische Allgemeine, https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/fast-ein-praesident/ 17. Prof. Einstein Opposes Jewish State; Says Britain Stirs Conflict in ..., https://www.jta.org/archive/prof-einstein-opposes-jewish-state-says-britain-stirs-conflict-in-palestine 18. Letter to the New York Times - Marxists Internet Archive, https://www.marxists.org/reference/archive/einstein/1948/12/02.htm 19. Einstein's theory - Counterfire, https://www.counterfire.org/article/einstein-s-theory/ 20. Irgun - Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/Irgun 21. Israel's war on Gaza and Einstein's definition of madness | Al Majalla, https://en.majalla.com/node/305661/politics/israels-war-gaza-and-einstein%E2%80%99s-definition-madness 22. A letter addressed to the New York Times, signed by Albert Einstein and many others, highlights the concern that the state of Israel has been under the influence of fascists since its establishment. Furthermore, the letter calls for efforts to cease funding to the country. : r/socialism - Reddit, https://www.reddit.com/r/socialism/comments/18ges1j/a_letter_addressed_to_the_new_york_times_signed/ 23. Albert Einstein Letter to The New York Times. December 4, 1948 New Palestine Party. Visit of Menachen Begin and Aims of Political Movement Discussed - Internet Archive, https://archive.org/details/AlbertEinsteinLetterToTheNewYorkTimes.December41948 24. Why Did Einstein Refuse the Presidency of Israel? - Princeton Alumni Weekly, https://paw.princeton.edu/comment/reply/node/55931/comment/4216 25. The 'final' downfall of Israel was predicted by Einstein - Middle East Monitor, https://www.middleeastmonitor.com/20210604-the-final-downfall-of-israel-was-predicted-by-einstein/ 26. DYR History: April 10, 1948 Albert Einstein Letter - Deir Yassin Remembered, https://www.deiryassin.org/einstein.html 27. Albert Einstein Letter | Promised Land Museum, https://promisedlandmuseum.org/albert-einstein-letter/ 28. Brief von Albert Einstein versteigert – DW – 14.11.2018, https://www.dw.com/de/brief-von-albert-einstein-versteigert/a-46284757 29. Albert Einstein on His Decision Not to Accept the Presidency of Israel - Jewish Virtual Library, https://www.jewishvirtuallibrary.org/albert-einstein-on-his-decision-not-to-accept-the-presidency-of-israel 30. Offering the Presidency of Israel to Albert Einstein - Jewish Virtual Library, https://www.jewishvirtuallibrary.org/offering-the-presidency-of-israel-to-albert-einstein 31. Einstein was offered the presidency of Israel in 1952, but turned it down, stating: "I am deeply moved by the offer from our State of Israel, and at once saddened and ashamed that I cannot accept it." : r/HistoryMemes - Reddit, https://www.reddit.com/r/HistoryMemes/comments/qv2tk6/einstein_was_offered_the_presidency_of_israel_in/ 32. The Time Albert Einstein Was Asked to be President of Israel | Britannica, https://www.britannica.com/story/the-time-albert-einstein-was-asked-to-be-president-of-israel 33. When Einstein rejected an offer to be President of Israel, did his words - Quora, https://www.quora.com/When-Einstein-rejected-an-offer-to-be-President-of-Israel-did-his-words-I-prefer-to-deal-with-numbers-I-am-not-good-at-dealing-with-people-mean-Numbers-are-reasonable-and-so-I-control-them-People-are-too-often 34. einstein-virtuell.mpiwg-berlin.mpg.de, http://einstein-virtuell.mpiwg-berlin.mpg.de/VEA/SC516287227_MOD-1744214250_SEQ1202484_SL-2100835515_de.html 35. „Ich möchte unserer Israel-Sache dienen“ – Einsteins nie gehaltene letzte Rede am Jom HaAzmaut vor 70 Jahren - Wina (Magazin), https://www.wina-magazin.at/einstein_jomhaatzmaut/ 36. Einstein's Never Before Seen Israel Independence Day Speech Revealed - Algemeiner.com, https://www.algemeiner.com/2013/04/17/einsteins-never-before-seen-israel-independence-day-speech-revealed/ 37. ‎⁨EINSTEIN'S INTENDED INDEPENDENCE DAY SPEECH⁩ — ⁨⁨The Australian Jewish Times⁩ 13 May 1955⁩ — National Library of Israel Newspapers, https://www.nli.org.il/en/newspapers/austjewishtimes/1955/05/13/01/article/29 38. Einstein Appeal for Israel Revealed; Plea Prepared Just Before Death, https://www.jta.org/archive/einstein-appeal-for-israel-revealed-plea-prepared-just-before-death 39. Einstein NOT a Zionist and other fables - Partners For Progressive Israel, https://www.progressiveisrael.org/einstein-not-a-zionist-and-other-fables/